Zum Tag des Deutschen Brotes gibt der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks die aktuellen Zahlen der Ausbildungsstatistik bekannt – und fordert gleichzeitig die Politik auf, den sich flächendeckend zuspitzenden Fachkräftemangel mit absoluter Priorität zu behandeln. 2022 bot das Bäckerhandwerk 10.846 jungen Menschen einen Ausbildungsplatz, 1.396 weniger als im vorigen Jahr. Erfreulich ist der gestiegene Anteil an weiblichen Absolventen der Meisterprüfung.
Die aktuelle Ausbildungsstatistik des Bäckerhandwerks fügt sich in einen Trend ein, den auch andere Branchen verzeichnen. Nachwuchs wird händeringend gesucht, doch die Zahl junger Menschen, die eine Ausbildung im Bäckerhandwerk absolvieren, ist gesunken. Im vergangenen Jahr befanden sich 4.211 angehende Bäcker/innen (-11,2 Prozent) und 6.495 Bäckereifachverkäufer/innen (-11,6 Prozent) in der Ausbildung, was einem Gesamtrückgang von 11,4 Prozent entspricht. Im Jahr 2022 bestanden 1.257 Auszubildende ihre Prüfung zum Bäcker, im Bereich Fachverkauf waren es 1.934. 264 Gesellen schlossen erfolgreich ihre Meisterprüfung ab, darunter 86 Frauen, was einer Zunahme von 34,4 Prozent entspricht. Insgesamt sank die Zahl der bestandenen Meisterprüfungen um 11,7 Prozent.
Anforderungen der Generation Z
„Das Bäckerhandwerk bietet das, was der Generation Z wichtig ist: krisensichere Arbeitsplätze, viele Entwicklungsmöglichkeiten und Perspektiven mit sinnstiftenden Aufgaben“, sagt Michael Wippler, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Bäckerhandwerks. „Den sich zuspitzenden Fachkräftemangel und die herausfordernde Ausbildungssituation haben wir schon früh erkannt und wirken aktiv dagegen. Doch ohne Unterstützung der Politik wird sich Deutschlands Wirtschaft und mit ihr unser Bäckerhandwerk nur schwer aus der Situation herausmanövrieren können.“
Auch die Zahl der Auszubildenden mit Migrationshintergrund sank um 13,8 Prozent (Anteil an Gesamtzahl: 19,5 Prozent). Sie könnte aus Sicht des Zentralverbandes deutlich höher sein, wenn die politischen Weichen entsprechend gestellt würden. „Kaum eine Branche ist so international und vielfältig wie das Bäckerhandwerk. Bei uns zählt nicht, wo man herkommt. Bei uns zählt, wo man hinwill“, bringt es Wippler auf den Punkt.
Verfehlte Bildungspolitik muss Priorität haben
Der stellvertretende Hauptgeschäftsführer Dr. Friedemann Berg betont, dass die Bundesregierung den Fachkräftemangel mit absoluter Priorität behandeln muss, um die duale Ausbildung attraktiver zu machen: „Der Akademisierungstrend der vergangenen Jahrzehnte muss gestoppt werden, indem die Berufsorientierung an allen Schulen, insbesondere an Gymnasien, weiter verbessert und ausgebaut wird. Des Weiteren müssen schnell mehr Wohnangebote für Auszubildende entstehen. Überall im Land gibt es Studentenwohnheime, während man Azubi-Wohnheime vergeblich sucht. Die Wohnungsnot in den Städten führt mittlerweile dazu, dass Ausbildungsverträge nicht zustande kommen oder abgebrochen werden, weil die Bewerber keinen bezahlbaren Wohnraum finden.“
Eine weitere wichtige Stellschraube für das Bäckerhandwerk ist eine Reform der Ausbildungsregelungen und generell der Neuordnung von Ausbildungsberufen: „Das Ausbildungssystem in Deutschland ist ein Erfolgsmodell. Es trägt entscheidend dazu bei, dass die Bundesrepublik eine der niedrigsten Arbeitslosigkeitsquoten innerhalb der Europäischen Union vorweisen kann“, so Dr. Berg. „Damit das so bleibt, muss die Neuordnung von Berufsausbildungen beschleunigt werden. Seit Jahren ringen wir um die Reform der Ausbildung für den Fachverkauf im Lebensmittelhandwerk. Eine Einigung mit den anderen beteiligten Verbänden und dem Sozialpartner steht, doch seit einem Jahr fehlt das grüne Licht für den Antrag der zuständigen Ministerien. Wir fordern, dass dieses nun kurzfristig gegeben wird. Mit einer zeitgemäßen Ausbildungsregelung würden wir endlich sowohl leistungsstarken als auch jungen Menschen Chancen ermöglichen, denen das Erlernen eines Ausbildungsberufs schwerer fällt“, betont Dr. Berg.
Konkrete Maßnahmen des Zentralverbands
Der Zentralverband selbst hat zahlreiche Maßnahmen eingeleitet, dem Nachwuchsmangel entgegenwirken. So fand im vergangenen Jahr ein Ausbildungsgipfel unter der Schirmherrschaft von Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger statt, und die Zusammenarbeit mit dem Bundesinstitut für Berufsbildung wurde ausgebaut, um unter anderem das Ausbildungspersonal im Bäckerhandwerk mit konkreten Unterstützungsangeboten zu stärken. Auch eine App für Auszubildende und Ausbildungsbetriebe wurde erstellt und wird erfolgreich angeboten. Darüber hinaus wurde die erfolgreiche Nachwuchskampagne „Back Dir Deine Zukunft“ strategisch überarbeitet, um die junge Zielgruppe noch besser anzusprechen.
„Unsere weltweit bekannte, einzigartige Brotkultur können wir nur bewahren, wenn wir nachhaltig Nachwuchs gewinnen und fördern“, mahnt Präsident Wippler. Zum Tag des Deutschen Brotes verstärkt der Zentralverband daher seine Kommunikation auch über soziale Kanäle und stellt die Kreativität in der Ausbildung in den Fokus, um junge Menschen zu erreichen und für das Bäckerhandwerk zu begeistern.
Quelle: baeckerhandwerk.de
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