Unterschätzter Gerstensaft

Der Mythos vom Bierbauch hält sich hartnäckig. Mit 43 Kalorien pro 100 Milliliter liegt ein Pils, die beliebteste Biersorte hierzulande, im kalorischen Mittelfeld der flüssigen Lebensmittel, die in Deutschland konsumiert werden.

Apfelsaft, dem der Volksmund einen hohen gesundheitlichen Wert nachsagt, schlägt hingegen mit 57 Kalorien bei der gleichen Menge zu Buche, und der allseits beliebte Latte macchiato oder Milchkaffee, je nachdem welche Fettstufe die verwendete Milch verzeichnet, kann sich bis zu 70 Kalorien aufsummieren – ohne Zuckergabe wohlgemerkt.

Alkoholfreie Biere gar enthalten im Vergleich zu alkoholhaltigen und verschiedenen alkoholfreien Getränken wie Säften und Limonaden sehr viel weniger Kalorien und sind somit ein idealer Durstlöscher. Rein ernährungswissenschaftlich und nüchtern betrachtet ist die Kalorienzahl nicht die Wurzel des Mythos.

Ernährungswissenschaftliche Einblicke: Was ist dran am Bier, was ist wirklich enthalten?

In der ernährungswissenschaftlichen Betrachtung unterscheidet man Makro- und Mikronährstoffe in Lebensmitteln, die beim Genuss derselben aufgenommen und im Körper verstoffwechselt werden. Zu den Makronährstoffen zählen Fett, Kohlenhydrate und Eiweiß, zu den Mikronährstoffen zählen Vitamine, Mineralstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe.

Kohlenhydrate im Bier

Kohlenhydrate stellen den mengenmäßig größten Nährstoff im Bier – durchgängig in allen Biersorten. Das lässt sich in erster Linie auf den Rohstoff Getreide in Form von Malz zurückführen. Kohlenhydrate sollen den Hauptanteil an Makronährstoffen in der täglichen Ernährung bestreiten. Die DGE empfiehlt einen Kohlenhydratanteil von mindestens 50 Prozent der zugeführten Energiemenge. Pils enthält 0,03 Gramm Monosaccharide (Einfachzucker), bestehend aus Glucose (Traubenzucker) und Fructose (Fruchtzucker).

Glucose kommt außerdem in Honig vor, Fructose ist in Obstsorten enthalten. Für den menschlichen Körper ist Glucose das wichtigste Monosaccharid, da es unter anderem das Gehirn mit Energie versorgt. Einen Anteil von 0,21 Gramm macht beim Kohlenhydratanteil im Bier das Disaccharid (Zweifachzucker) Maltose aus. Maltose, auch Malzzucker genannt, besteht aus zwei Glucosemolekülen und kommt in keimenden Getreidekörnern, besonders in keimender Gerste und damit auch in Bier, vor.

Das Besondere: Maltose ist nicht direkt vergärbar. Hefe muss die Maltose in zwei Moleküle Glucose spalten. Diese werden dann weiter vergoren. Den größten Anteil machen im Pils Oligosaccharide aus. Sie bestehen aus drei bis neun miteinander verknüpften Monosacchariden. Polysaccharide hingegen können aus mehreren hundert bis tausend Monosacchariden bestehen – 0,17 Gramm sind in 100 Milliliter Pils enthalten. Das bekannteste Polysaccharid ist Stärke, das wichtigste Speicher-Polysaccharid in menschlichen Zellen, das besonders häufig in Kartoffeln und Getreide vorkommt.

Bier ist fettfrei

Fette bestehen chemisch gesehen aus Glycerin und Fettsäuren und liefern pro Gramm neun Kilokalorien. Damit ist Fett der Nährstoff, der am meisten Energie liefert. Fettreiche Lebensmittel haben eine hohe Energiedichte – sie liefern viele Kalorien bei einem geringen Volumen. Bier enthält kein Fett.

Eiweiß im Bier

Die im Pils enthaltenen Aminosäuren haben eine biologische Wertigkeit von 66 Prozent. Das bedeutet, dass 66 Prozent des aufgenommenen Eiweißes in körpereigenes Eiweiß umgebaut werden können. Je höher die biologische Wertigkeit, desto wertvoller ist ein Eiweißlieferant einzuschätzen.

Wasser im Bier

Die tägliche empfohlene Trinkmenge für Erwachsene beträgt 1,5 bis 2 Liter. Flüssigkeit, die durch Schwitzen beispielsweise beim Sport ausgeschieden wird, sollte zusätzlich ersetzt werden. Dafür eignen sich nach dem Sport neben Mineralwasser oder verdünnten Fruchtsäften auch alkoholfreie Biere infolge ihrer isotonischen Wirkung sehr gut.

Zutaten und Nährwerte von Bier: Was ist drin?

Bier macht dick, das ist ein verbreiteter Mythos. Aber stimmt das auch? Vergleichen Sie selbst! Die Grafik oben gibt einen Überblick über die Energiewerte beliebter Getränke. Auf den ersten Blick ist zu erkennen: Bier hat deutlich weniger Kalorien als eine vergleichbare Menge an Wein, Orangensaft oder fettarmer Milch.

Bier ist nicht zuletzt deshalb ein so beliebtes Getränk, weil es aufgrund seines geringen Brennwertes und des vergleichsweise geringen Alkoholgehaltes bei bewusstem Genuss und ausreichend körperlicher Betätigung gut zu einem ausgewogenen Lebensstil passt.

In Deutschland wird Bier nach dem Reinheitsgebot aus den vier natürlichen Zutaten Wasser, Malz, Hopfen und Hefe hergestellt. Während der Gärung wird der Malzzucker von der Hefe in Alkohol umgewandelt, so dass Bier nur noch geringe Mengen Kohlenhydrate enthält. Hinzu kommt noch ein wenig Protein aus dem Malz, Fett ist allenfalls in kleinsten Spuren vorhanden. Der Nährwert von Bier errechnet sich somit aus den Inhaltsstoffen Alkohol, Kohlenhydrate und Protein.

Dabei ist zu beachten: Es gibt nicht den einen Nährwert für Bier. Denn je nach Produkt, Braurezept und Brauverfahren ändern sich insbesondere der Alkoholgehalt und die Kohlenhydratmenge des Bieres und damit auch die Nährwerte. Die Angaben in der Grafik sowie in der ausführlichen Tabelle (siehe Link zum Download unten) sind daher als Orientierungswerte zu sehen.

Zutaten und Nährwerte: Was muss aufs Etikett?

Im Unterschied zu rund der Hälfte aller EU-Staaten werden in Deutschland, wo seit dem Jahr 1516 das Reinheitsgebot gilt, die vier natürlichen Zutaten für Bier bereits seit Jahren auf den Etiketten angegeben: Wasser, Malz, Hopfen und Hefe. Eine entsprechende gesetzliche Regelung gibt es in Deutschland nur für Bier; auf anderen alkoholischen Getränken ist in der Regel keine Zutatenliste zu finden.

Der Deutsche Brauer-Bund und der Verband Private Brauereien Deutschland haben zum Jahreswechsel 2018/2019 gemeinsam eine Initiative für noch mehr Transparenz bei der Kennzeichnung von Bier gestartet: Die Brauer versehen auf freiwilliger Basis auch alle Biere und Biermischgetränke auf dem Etikett mit der Angabe des Brennwertes (Kalorien/Joule).

Diese Empfehlung richten die Verbände an alle Mitgliedsbrauereien. Die Initiative wird seit 2019 schrittweise von den Brauereien umgesetzt und leistet so einen Beitrag zu besserer Verbraucherinformation und mehr Transparenz.

Quelle: www.brauer-bund.de
Bild: Jacob Lund – stock.adobe.com


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